














Donnerstag, 10. Oktober 2024
Heute ist unser letzter Tag in Ninh Binh. Gegen Mittag starten wir mit dem Taxi in Richtung Phát Diệm. Wir wollen dort die katholische Kirche besichtigen. Die Kirche wurde von 1875 bis 1891 während der französischen Kolonialherrschaft erbaut. Die Architektur ist eine Mischung aus europäischen und fernöstlichen Elementen. Es ist überraschend, hinter der pagodenähnlichen Fassade eine ganz "normale" dreischiffige Kirche vorzufinden. Uns beeindruckt die massive Holzkonstruktion sowie die geschnitzten Ornamente an den Querbalken.
Nach der Besichtigung der Kirche fahren wir zurück nach Ninh Binh zum Nachtessen und um im Hotel das Gepäck zu holen.
Frühzeitig kommen wir am Bahnhof an. Was wir dort erleben, lässt uns als ehemalige Lehrer sprachlos zurück. In der Wartehalle tummeln sich gegen zehn Kinder und Jugendliche, welche die wartenden Passagiere freundlich fragen, ob sie sich mit ihnen auf Englisch unterhalten dürfen. Nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass die jungen Leute zum Üben einer Fremdsprache hier sind. Fränzi unterhaltet sich mit dem zehnjährigen Tian. Er wirkt sehr selbstsicher und erklärt, dass er jeden Donnerstag zum Bahnhof komme, um Englisch zu üben. Schliesslich seien diese Übungsstunden ja gratis, meint er. Er wolle später Pilot werden, und da brauche er die Fremdsprache. Ich werde freundlich von der dreizehnjährigen Lin angesprochen. Woher ich komme, fragt sie, wie alt ich sei und ob ich Familie habe. Erstaunlich ist, dass alle Kinder die Mutter dabei haben, die diskret im Hintergrund sitzt und schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und das schönste ist, dass die Kinder an diesen Gratisförderstunden anscheinend eine Riesenspass haben und ich überlege mir, welcher Sekundarschüler, welche Sekundarschülerin in der Schweiz würde sich trauen, am Bahnhof wildfremde Menschen anzusprechen, um eine Fremdsprache zu üben?
Mittwoch, 9. Oktober 2024
Nach dem intensiven Programm von gestern gehen wir es heute etwas ruhiger an. Den Morgen verbringen wir mit der Planung der nächsten Reisetage. Danach leihen wir uns an der Rezeption einen Roller. Es ist eine Yamaha, allerdings nicht ganz die Art Yamaha, welche ich gewohnt bin. Aber bei den vietnamesischen Strassenverhältnissen sind 50cm3 mehr als genug.
Ohne spezielles Ziel fahren wir los, um die Gegend zu erkunden. Als erstes besuchen wir eine weitere Tempelanlage, die sich auf einer Insel inmitten eines kleinen Sees befindet. Hier hat der Taifun von anfangs September offensichtlich seine Spuren hinterlassen. Die Anlage ist nur über eine Art Pontonbrücke zu erreichen und eine Gruppe Arbeiter ist fleissig daran, das Dach und die Fassade auszubessern.
Von der Insel aus erblicken wir mehrere monumentale Gebäude. Wir fahren mit dem Roller hin und stellen fest, dass die protzigen, schwülstigen Paläste zum Hauptsitz der "Xuan Thien Group" gehören, die sich als "Pionier einer nachhaltigen, grünen Zukunft" präsentiert. "Honi soit, qui mal y pense", wie die Franzosen sagen.






































Dienstag, 8. Oktober 2024
Heute ist unter anderem nochmals eine Bootsfahrt angesagt. Dieses Mal steigen wir südlich von Ninh Binh in ein Ruderboot. Die Fahrt führt durch teils kilometerlange Höhlen zu drei verschiedenen buddhistischen Tempelanlagen. Die Buddhastatuen sind jeweils in Vierer- oder Dreierreihen angeordnet. Links und rechts des Eingangs sind grimmig dreinblickende Dharmawächter aufgestellt, die mit ihrem Schwert die religiösen Lehren verteidigen und das Böse und Falsche bekämpfen.
Nach der zweistündigen Bootsfahrt besuchen wir Hoa Lu, hier befand sich von 968 bis 1009 während der Zeit der Dinh Dynastie die Hauptstadt. Viel gibt es hier nicht mehr zu sehen. Unter anderem besichtigen wir eine Tempelanlage, die dem König Dinh Tien Hoang gewidmet ist. Die Legende besagt, dass der König seine Nachfolge dem jüngeren Sohn übertragen hat, worauf es zu einem Brudermord kam. Etwas weiter erreichen wir mit dem Velo, welches wir am Eingang mieten konnten, das Grab von König Dinh Tien Hoang.
Als krönender Abschluss des Tages besuchen wir den Tempelkomplex von Bai Dinh. Die Anlage wurde erst 2010 fertiggestellt und hat eine Fläche von fast 70 Hektaren, was fast 100 Fussballfeldern entspricht. Währen der Hochsaison muss hier der Teufel los sein. So hat es beispielsweise Parkplätze für Dutzende von Autobussen und Hunderte von Autos. Die Besucher werden von kleinen Elektrobussen auf dem Gelände herumkutschiert. Monumental ist der Tempel der drei Epochen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Die drei Buddhastatuen, welche die Epochen verköpern, sind jeweils sieben Meter hoch und über 50 Tonnen schwer. Jede der drei Statuen hat eine andere Handstellung, was im Buddhismus eine grosse Bedeutung hat. Auf der Brust der Statuen prangt ein Hakenkreuz, die sogenannte Swastika. In Hinduismus und im Buddhismus ein Glückssymbol, welches leider seit der Nazizeit negativ besetzt ist.
An der nächsten Station gibt es ein Kräuterfussbad (im Eintrittspreis inbegriffen). Ich hätte nicht gedacht, dass ich je sowas machen würde, aber zu Fränzis grosser Freude lasse ich mir die Prozedur gefallen.
Zu guter letzt fahren wir mit dem Aufzug auf die 100m hohe Stupa, die höchste des Landes. Im Dachstock, auf der Höhe der Aussichtsterrasse befindet sich ein gigantischer Rundaltar mit Dutzenden von verschiedenen Buddhastatuen. Von der Terrasse aus haben wir eine überwältigende Aussicht über die ganze Anlage.





























Montag, 7. Oktober 2024
Um 08.30 Uhr werden wir von unserem Fahrer bei der Hotelanlage abgeholt. Als erstes wollen wir zu den Tam Coc Höhlen, welche nur per Boot erreichbar sind. Nach 15 min. Fahrt erreichen wir die Bootsstation. Da wir sehr früh unterwegs sind, hat es noch nicht viele Touristen. Wir fassen die obligatorischen Schwimmwesten und steigen in ein kleines, flaches Ruderboot. Die Ruder werden hier seltsamerweise mit den Füssen bedient. Der Fahrer (oder besser Ruderer) sitzt bequem hinten im Boot und hat dank der speziellen Rudertechnik die Hände frei, um sich mittels einem Fächer Kühlung zu verschaffen oder um sein Smartphone zu bedienen.
Bereits nach wenigen Minuten werden wir von einer netten Dame fotografiert. Die relativ kitschigen Fotos können wir nach der Fahrt für ein paar Dong erstehen.
In gemächlichem Tempo fahren wir durch die drei Höhlen, welche derart niedrig sind, dass wir fast im Boot liegen müssen.
Nach der Bootsfahrt besuchen wir den buddhistischen Thai Vi Tempel. Die Anlage stammt aus dem 13. Jh., wurde aber bereits mehrmals erneuert. Ein Tempelwächter, eine Art Sigrist, spielt uns ein paar Melodien auf dem Đàn Bầu, dem traditionellen Saiteninstrument und auf der vietnamesischen Querflöte vor. Selbstverständlich erwartet er eine Spende für die Instandhaltung des Tempels.
Die nächste Station ist die Bich Dong Pagode, welche 1428 erbaut wurde. Die Pagode ist in eine Felswand integriert und nur über unzählige Stufen zu erreichen. Der Weg nach oben führt durch eine Grotte, in welcher drei Buddhastatuen verehrt werden.
Zum Abschluss des Tage machen wir einen Spaziergang durch den Thung Nam Park. Eine künstlich angelegte Anlage mit einem See und einer natürlichen Karsthöhle, die "Mermaid Cave", welche wir uns selbstverständlich ansehen. Die Höhle ist allerdings so niedrig, dass wir den grössten Teil des Weges in gebückter Haltung zurücklegen müssen.
Sonntag, 6. Oktober 2024
Da wir sehr früh am Nachmittag in Ninh Binh ankommen, bleibt noch genügend Zeit für einen kleinen Ausflug. Wir bestellen ein Taxi und lassen uns zum Hang Mua Viewpoint fahren.
Rund um den bekannten Aussichtspunkt herrscht ein unfassbarer Touristenrummel, was auch vorhersehbar war, ist doch dieser emblematische Felsen eines der beliebtesten Fotosujets Vietnams. Ein riesiger Menschenstrom bewegt sich die 500 Stufen nach oben. Überall Menschen, die sich vor der spektakulären Aussicht in den verschiedensten Positionen und Verrenkungen fotografieren lassen. Wir beschränken uns auf das Geniessen der Aussicht. Die Kalksteinfelsen sind geologisch eine "Fortsetzung" der Felsen in der Ha Long Bucht, nur eben auf dem "Trockenen".
Am Abend leihen wir uns zwei Velos und fahren die kurze Strecke ins Dorf um in einer kleinen Kneipe zu essen.







