Sonntag, 27. August 2023
Heute ist unser letzter Tag in Medellín. Wir haben vor, nochmals einen "Stadtrundflug" mit den verschiedenen Seilbahnlinien zu machen. Mit der Metro fahren wir in den Stadtteil "Comuna 5", dann geht es weiter mit der Gondelbahn (Metro Cable) nach oben. Wieder haben wir eine spektakuläre Sicht über die ganze Stadt. Beim Umsteigen auf die höher gelegene Seilbahnlinie stellen wir fest, dass hier das Ticket rund viermal soviel kostet, wie bei den andern Linien. Was wir vorher nicht gewusst haben, ist, dass dies eine reine "Vergnügungslinie" ist. Schon nach wenigen Metern verlässt die Seilbahn das bewohnte Gebiet und wir schweben über einen undurchdringlichen Urwald.  Und dies keine 4km von der Riesenmetropole entfernt. Nach rund 20min gelangen wir zum "Parque Aví", eine Art botanischer Garten, wo wir eine kleine Rundwanderung machen. 
Und übrigens: Auf der Gondelfahrt kommen wir mit zwei älteren Damen ins Gespräch, welche unisono meinen, wir beiden hätten schöne Augen, was nicht weiter verwunderlich ist, da hier die wenigsten Menschen helle Augen haben ...
Samstag, 26. August 2023
Heute schauen wir uns das Stadtzentrum von Medellin an . Mit der Metro fahren wir von unserem Viertel nach Candelaria. Als erstes schauen wir uns den Regierungsbezirk an. Auf dem selben Gelände befinden sich das Regierungsgebäude des Departements Antioquia sowie das Bürgermeisteramt (la alcaldía) und das Paralamentsgebäude von Medellín. 
Danach führt uns unser Spaziergang über die "Plaza de las luces" (Platz der Lichter). Dieser Ort muss vor allem nachts mit seinen 300 Lichtmasten sehr spektakulär sein. Weiter geht es durch die Avenida Garabobo, eine der bekannten Einkaufsmeilen Medellíns. Hier herrscht ein heilloses Durcheinander von Strassenhändlern, vornehm anmutenden Einkaufszentren und dazwischen immer wieder Menschen, die versuchen, sich mit dem Verkauf von Wasser oder Fruchtsäften ein paar Pesos zu verdienen.
Nach rund zwanzig Minuten erreichen wir den Parque Botero. Der Platz ist dem Künstler Fernando Botero gewidmet, welcher in Medellín geboren ist und vor allem durch seine rundlichen Menschen- und Tierfiguren bekannt ist. Hier gibt es viel zu beobachten. Beispielsweise übergewichtige Menschen, welche sich vor Statuen von übergewichtigen Menschen fotografieren lassen ... übrigens haben sämtliche Statuen hier gut polierte Stellen, was daher rührt, dass viele Touristen die Geschlechts- oder andere Teile der Figuren berühren. Dies entweder aus Aberglaube oder ganz einfach weil es andere auch tun. Am begehrtesten scheint uns die Männlichkeit des römischen Legionärs zu sein ... wir hätten stundenlang zuschauen können. 
Nach weiteren zwanzig Minuten Fussmarsch erreichen wir die Cathedral Metropolitana. Der imposante neoromanische Bau wurde Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und soll der grösste Backsteinbau der Welt sein. 
Der Abschluss des heutigen Stadtrundgangs bildet eine Fahrt mit der Tramlinie T in Richtung Miraflores. Bemerkenswert ist das Schienensystem dieser Tramlinie. Die Züge fahren auf gewöhnlichen Autorädern und haben nur eine einzige, mittige Führungsschiene. 
Freitag, 25. August 2023
Heute steht ein Ausflug nach Guatapé auf dem Programm. Wir fahren mit dem Touribus in rund 1.5 Stunden zur "Embalse Peñol-Guatapé" ein riesiger Stausee, der in den späten 1960er Jahren wegen der Industrialisierung Kolumbiens zur Deckung des Enerigiebedarfs notwendig wurde. Auch hier mussten ganze Dorfschaften umgesiedelt werden, so wie es in den Alpen mit dem Marmorera- und dem Reschensee geschehen ist. Das alte Dorf Peñol befindet sich heute rund 40 m unter der Wasseroberfläche. 
Der erste Halt führt uns zum berühmten Peñón de Guatapé (Fels von Guatapé). Es handelt sich um den zweitgrössten Granitblock Südamerikas (nach dem Zuckerhut von Rio de Janeiro). Der Peñón ist 285 m hoch und kann über eine spektakuläre Treppe mit 700 Stufen erklommen werden. 
Danach besuchen wir das Städtchen Guatapé, genannt das "Pueblo de Zócalos" (Dorf der Sockel). Fast sämtliche Häuser des Ortes haben an der Aussenwand verzierte Sockel, welche den Beruf oder die Tätigkeit des Besitzers verraten. 
Der Abschluss des Tages bildet eine kurze Bootsfahrt auf dem Stausee vorbei an den Villen der reichen Bewohner Antioquias, vorbei auch an den Ruinen der Finca Manuela, eine der ehemaligen Residenzen des Drogenbosses Pablo Escobar. 


Donnerstag. 24. August, 2023
Nun sind wir bereits in Medellín angekommen. Das Hostel Rango, wo wir logieren, gehört einem Schweizer. Und zugegeben, es mutet schon ein bisschen seltsam an, wenn mitten in Kolumbien eine Dose Aromat auf dem Tisch steht...
Medellín, welch spannende und extreme Stadt! Im Grossraum Medellín leben fast 5 Mio Menschen . Die Stadt hat ein sehr gut ausgebautes ÖV - Netz. Mit zwei Metro-, sechs Seilbahn- und unzähligen Autobuslinien ist die Stadt sehr gut erschlossen. 
Heute besuchen wir das Viertel San Javier, besser bekannt unter der Bezeichnung Comuna 13. Bis anfangs 21. Jh. war dieser Stadtteil, ehemalige Heimat des Drogenbosses Pablo Escobar,  einer der gefährlichsten Orte der Welt. Jahrelang herrschte hier Krieg zwischen der kommunistischen  Farc und verschiedenen Drogenbanden. 
Die Comuna 13 hat fast 160'000 Einwohner und ist in 21 verschiedene Quartiere aufgeteilt. Heute ist das Zentrum sehr touristisch. Die Leute, welche hier leben, haben zum grossen Teil in Eigeninitiative das Viertel aufgewertet und zum touristischen Anziehungspunkt gemacht. 
Joana, unsere Führerin ist hier aufgewachsen und erzählt uns, wie sie 2002 als Mädchen den brutalen Einsatz des Militärs, die "Operación Orión", gegen das Medellín - Kartell erlebt hat, bei welchem Dutzende von Menschen ums Leben kamen und über 70 Personen für immer verschwanden. Noch heute gilt die Comuna 13 ausserhalb der Touristischen Wege als gefährlich. 
Die Comuna 13 ist übrigens voll von Graffitis, in welchen die tragische Vergangenheit dieses Stadtteils verarbeiten werden. 

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