Sonntag, 26. Oktober 2025
Von Cafayate zurück nach Salta
Seit gestern Abend wissen wir, dass dieses Wochenende so ziemlich alkoholfrei werden wird. 
Aber von vorne: Als wir gestern um 19.30 Uhr in der Cerveceria ankamen, meinte die Kellnerin, dass wir uns mit dem Bestellen beeilen sollten, da ab 20 Uhr der Ausschank von Alkohol verboten sei.
Der Grund ist folgender: In Argentinien finden an diesem Wochenende die Parlamentswahlen statt. Das heisst, von 257 Sitzen werden wie alle zwei Jahre nur die Hälfte neu besetzt. Während der Wahlen ist nach Artikel 71 Absatz c des Nationalen Wahlgesetzes der Verkauf von alkoholischen Getränken verboten und zwar von Samstag 20 Uhr bis Sonntag 21 Uhr. Mit dem Gesetz will man „Ruhe und Ordnung während des Wahltages gewährleisten“.
Also fahren wir zum Hotel zurück. Das Hotelrestaurant gilt als „geschlossene Gesellschaft“ und so können wir den Artikel 71 umgehen. 
Und nun zum heutigen Tag: Wir fahren wieder die Quebrada de las Conchas in Richtung Norden hoch. Auch dieses Mal machen wir einige Fotohalte. Bei dem „Garganta del Diablo“ (Rachen des Teufels) wundern wir uns einmal mehr über die „Selfietouristen“ aber auch über die vielen Aussteigertypen mit lustigen Rastafrisuren, welche am Eingang zu diesem Naturdenkmal versuchen, ihren selbstgebastelten Karsumpel an den Mann und an die Frau zu bringen. 
Ein paar Kilometer weiter biegen wir ab zum verlassenen Örtchen Alemanía. Hier war einst die Endstation der Eisenbahnline, welche ursprünglich bis nach Cafayate hätte führen sollen. Der Aufwand, um durch die Qebrada ein Bahntrassee zu bauen, wäre aber zu gross gewesen. Nach der Stilllegung der Eisenbahn im Jahr 1971 sind die Menschen weggezogen. Einzig im ehemaligen Bahnhofsgebäude wird heute ein kleines Restaurant geführt. 
Auf der Weiterfahrt nach Salta entschliessen wir uns, einen Umweg über die „Embalse de Cabra Corral“ zu machen, ein riesiger, landschaftlich wunderschöner Stausee von über 100 km2. Der Umweg erweist sich einmal mehr als ziemlich abenteuerlich. Wiederum fahren wir fast 60 km ohne Asphalt über holprige Strassen, durch Flussläufe und Sandpisten bis wir nach über zwei Stunden endlich wieder Asphalt unter den Rädern haben. 
Gegen 18 Uhr kommen wir im Hotel an – und nun warten wir hier bis es neun Uhr wird…




Samstag, 25. Oktober 2025
Obwohl wir morgen wieder nach Salta zurückfahren werden, schauen wir uns bereits heute die ersten Kilometer der RN 68 an, die sogenannte Quebrada de las Conchas. Die Quebrada ist eine spektakuläre Schlucht entlang der Nationalstrasse mit bizarren Felsformationen aus rotem Sandstein. Die meisten Formationen haben Namen wie „Garganta del Diablo“ (Teufelsrachen), „El Castillo“ (das Schloss), „El Obelisco“ oder „Anfiteatro“. Wir machen verschiedene Fotostops und kurze Spaziergänge, wobei der interessanteste Halt derjenige beim Anfiteatro ist. Das Anfiteatro ist ein 70 m hoher und 20 m breiter Kessel. Die Akustik hier soll umwerfend sein und so finden während des Südwinters im Juli regelmässig Konzerte statt. Bei unserem Besuch geht es allerdings weniger romantisch zu und her. Anfangs haben wir Glück und wir können den magischen Ort kurze Zeit geniessen, dann aber fallen zwei Schulklassen und mehrere Touristengruppen über das Anfiteatro her und wir machen uns wieder auf den Heimweg, um uns bei ein paar Empanadas und einem Glas Weisswein ein bisschen auszuruhen – irgendwie haben wir immer noch die gestrige „Scheiaweia-Nacht“ in den Knochen. 


Freitag, 24. Oktober 2025
Heute haben wir vor, die 50 km in Richtung Süden zu fahren, um das Museo Pachamama in Amaiche del Valle zu besuchen.
Das Museo Pachamama in Amaicha del Valle ist ein beeindruckendes Kunst- und Kulturzentrum, das der Mutter Erde – der Pachamama – gewidmet ist. Es wurde vom Künstler Héctor Cruz aus Naturstein errichtet beinhaltet ein Museum und einen Skulpturenpark. In den Ausstellungsräumen werden Themen wie Geologie, Archäologie und indigene Kultur der Valles Calchaquíes gezeigt. Besonders eindrucksvoll sind die monumentalen Steinfiguren im Aussenbereich, welche Sonne, Mond und Erde symbolisieren. 
Die zweite Station des heutigen Ausfluges ist die Ciudad Sagrada de Quilmes. Eine der bedeutendsten präkolumbianischen Ruinestätten des Landes. Hier lebte einst das Volk der Quilmes, eine der indigenen Gemeinschaften des Valle Calchaquíes. Sie errichteten hier zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert eine befestigte Stadt mit Wohnanlagen und Verteidigungsanlagen für rund 5 000 Einwohner. Jahrhundertelang leisteten die Quilmes Widerstand gegen die Inka. Bis im 17. Jh. Die spanischen Eroberer kamen, und ganze Arbeit leisteten. 1667 gelang es den Spaniern, das Volk der Quilmes zu besiegen und auf brutale Weise zu demütigen. Die Überlebenden des Kampfes zwang man, über 1000 Kilometer nach Buenos Aires zu marschieren. Von den 2600 Quilmes überlebten gerade mal 600. Die Grossstadt  in der Nähe von Buenos Aires trägt noch immer den Namen des vertriebenen Volkes der Quilmes.
Den Abend verbringen wir in einer der traditionellen Musikkneipen (Peñas). Da man sich in Argentinien sehr spät zum Nachtessen trifft, wird es fast halb zehn Uhr, bis sich die Kneipe mit Publikum füllt. Gegen zehn Uhr machen sich dann endlich die Musiker bereit. Und was diese bieten grenzt an Hochleistungssport. Drei volle Stunden spielen sie ohne Pause durch. Die Einheimischen in der Kneipe scheinen alle Lieder zu kennen, singen lauthals mit und stehen immer wieder auf, um zu tanzen. Für uns ein wunderbarer Einblick in die "Cultura Salteña"


Donnerstag, 23. Oktober 2025
Bereits morgens um 9 Uhr ist es ziemlich heiss in Cafayate, so dass wir mit dem Auto ins Dorfzentrum fahren. Cafayate mit seinen 12‘000 Einwohnern ist die Hauptstadt des gleichnamigen Departamentes und dank der vielen Weinkellereien und der attraktiven Umgebung auch ein touristisches Zentrum. 
Wir spazieren über den grossen Dorfplatz, welcher auf drei Seiten umrahmt ist von Restaurants. Auf der Südseite des Platzes thront die Catedral de Nuestra Señora del Rosario, die ungewöhnliche fünfschiffige Hautpkirche der Stadt. Erbaut wurde sie im Jahr 1885. Besonders auffällig ist, dass eine der Seitenkapellen dem Heiligen San Carlo Acutis gewidmet ist, dem italienischen Teenager, welcher im Oktober 2006 mit nur gerade 15 Jahren an Leukämie starb. Acutis war ein religiöser Influencer und wurde im September dieses Jahres vom Papst heiliggesprochen. Obwohl San Carlo Acutis weder zu Argentinien noch zu Cafayate einen Bezug hatte, wird er hier verehrt. Vor zwei Wochen, am Todestag Acutis’, fand in dieser Kirche sogar ein Gedenkgottesdienst statt.
Themawechsel: Es gibt in Cafayate eine weitere Sehenswürdigkeit, welche in jedem Führer erwähnt wird – die Heladeria Miranda, eine Eisdiele, welche als einzige weltweit Eis aus Wein herstellt. Es gibt zwei Sorten: Torrontés und Cabernet. Fränzi ist etwas misstrauisch und bestellt sich eine Kugel Zitronensorbet, ich wage einen Versuch und gönne mir ein Cornet mit der Cabernet-Glacé, welche gar nicht so schlecht schmeckt, wie ich befürchtet hatte. 
Bevor wir zum Hotel zurückkehren, machen wir noch einen Besuch bei der «Cabra de Cafayate», eine kleine moderne Käserei, welche fast ausschliesslich Ziegenkäse herstellt und bestellen ein «Deguplättli».
Um fünf Uhr haben wir wieder einmal eine Weindegustation mit Führung durch die Bodega El Esteco, welche gleich neben dem Hotel liegt. Dieser Betrieb ist Einiges grösser und auch industrieller als die Bodega Colomé. Hier werden bis zu 5 Mio Flaschen pro Jahr produziert. Gegen 18 Uhr ist die Führung zu Ende und wir können uns auf den «Ausgang» vorbereiten. Wir haben vor, für das Nachtessen die Casa de Empanadas zu besuchen. Eine uralte Kneipe, welche, wie es der Name sagt, auf Empanadas spezialisiert ist.
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Was für ein wunderbarer Tag. Auf dem Programm steht die Reise von Molinos nach Cafayate. Die Abfahrt verzögert sich noch ein wenig, da Fränzi eine Tour auf dem Pferd durch das Weingut gebucht hat. Ich beschränke mich dabei auf das Fotografieren. Pünktlich um 9 Uhr trifft José mit seinen zwei Pferden, Oma und Elena beim Hotel ein. Er erklärt Fränzi, wie man das Pferd per Zügel bremsen und beschleunigen kann. Nach ein paar weitern Instruktionen reiten die beiden los und ich kann mich dem Packen der Koffer widmen. 
Kurz vor 11 Uhr fahren wir mit dem Auto los. In Molinos wird zuerst aufgetankt. Auch hier gibt es keine Tankstelle und wir kaufen im Dorfladen einen 10 – Liter Kanister, selbstverständlich zu Schwarzmarktpreisen. Danach brauchen wir noch Bargeld, was sich in dem winzigen Dorf ebenfalls als relativ schwierig erweist.  Da die beiden einzigen Bankomaten im Moment repariert werden, müssen sie vom Militär bewacht werden. Der erste Versuch scheitert, da offenbar einer der Elektriker das Stromkabel gekappt hat.  Nachdem aus dem einen Bankomaten eine Rauchschwade emporsteigt, fassen wir uns ein Herz und versuchen es noch einmal, zum Glück mit Erfolg. 
Und so können wir endlich die Fahrt nach Cafayate unter die Füsse oder besser unter die Räder nehmen. Die 113 km auf der Routa Nacional 40 sind auch hier bis auf die letzten zwei Kilometer nicht asphaltiert. Allerdings lohnt es sich hier, langsam zu fahren. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und die Farben und Formen der bizarren Felsen wechseln alle paar Kilometer. Die Landschaft ist fast surreal und könnte problemlos als Kulisse für einen Science-Fiction-Film dienen. 
Am späteren Nachmittag, kommen wir in Cafayate an. Wir übernachten bis Sonntag im Patios de Cafayate, einem weiteren Weingut. In Cafayate gibt es übrigens fast 50 Bodegas, aber wir freuen uns vor allem darauf, die Umgebung des Ortes anzuschauen… mehr dazu in den nächsten Tagen.  
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