Donnerstag, 28. September 2023
Heute wollen wir endlich das Botero -Museum besichtigen, aber auch dieses Mal bleibt es beim Wollen. Am Montag war das Museum wegen der Trauerfeier geschlossen, am Dienstag ist regulärer Ruhetag, gestern war es wegen der Demos geschlossen und heute und morgen Freitag findet hier ein Schriftstellerkongress statt. Mit andern Worten, wir werden das Museum nicht mehr besuchen können. Ein Grund, irgendwann in diese Stadt zurückzukehren.
Wir entschliessen uns, mit dem Funicular auf den Cierro de Monserrate auf 3100 m hochzufahren. Der Cierro ist nach dem Monasterio de Montserrat in der Nähe von Barcelona benannt. In einer Seitenkapelle der Wallfahrtskirche befindet sich denn auch eine Kopie der Schwarzen Madonna, die Schutzheilige Kataloniens.
Wir schauen uns den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen an, und geniessen die spektakuläre Aussicht über die riesige Stadt.
Als Ersatz für das geschlossene Botero - Museum besuchen wir anschliessend das Museo de Oro. Hier werden in einer wunderschönen modernen Ausstellung Goldarbeiten aus präkolumbianischer Zeit präsentiert. Im obersten Stockwerk können wir auf einer übergrossen Landkarte nochmals unserer Reise Revue passieren lassen.
In den unteren Stockwerken beherbergt das Museum über 50‘000 Exponate. Der zweite Stock ist den Opfergaben gewidmet. Hier erfahren wir viel über die Verwendung von Goldschmuck bei Ritualen. So wurden verschiedene Goldfiguren als Opfergaben für Pachamama (die Mutter Erde) in die Seen und Lagunen geworfen.
















































Mittwoch, 27. September
Heute wollten wir eigentlich das Botero - Museum besuchen. Aber eben ... nur wollten. Aber der Reihe nach: Mit dem Taxi fahren wir los in Richtung Candelaria, wo sich die Quinta Bolivar befindet. Aber im Stadtzentrum ist kein Durchkommen. Viele Strassen sind für den Verkehr gesperrt wegen Demonstrationen und so gehen wir die letzten zwei Kilometer zu Fuss. Die Quinta Bolivar befindet sich auf einer kleinen Anhöhe hinter der Universität. Auf diesem Anwesen hat Bolivar längere Zeit gelebt. Im Garten der grosszügigen Villa steht denn auch ein Denkmal mit den Flaggen der Länder welche der Libertador befreit hat.
Auf der Rückkehr in die Fussgängerzone stossen wir auf weitere demonstrierende Gruppen. Ein Polizist erklärt uns, dass das Museum wegen der Demos geschlossen bleibt.
Demonstriert wird ausnahmsweise für und nicht gegen die Regierung. Gustavo Petro, der erste linke Präsident des Landes hat eine umfassende Agrarreform zu Gunsten der einfachen Landbevölkerung angekündigt, welche von den Ultrarechten torpediert wird. Deshalb haben sich am heutigen Mittwoch tausende von Arbeitern, Bauern und Indigenen aus dem ganzen Land in der Hauptstadt versammelt, um den Präsidenten zu Unterstützen. Der Demonstrationszug ist ein sehenswerter Querschnitt durch die Bevölkerung Kolumbiens. Ganze Dorfgemeinschaften in ihrer traditionellen Kleidung, Tambouren- und Tanzgruppen, Artisten usw. - und alles sehr friedlich.
Am Nachmittag schliesslich fahren wir mit dem Taxi in den Stadtteil Chapinero um uns die "Basílica Menor Nuestra Señora de Lourdes", eine neugotische Kathedrale anzuschauen.
Dienstag, 26. Dezember
An unserem viertletzten Tag wollen wir die unterirdische Kathedrale von Zipaquirá, auch bekannt als Salzkathedrale, besuchen. Das Minenstädtchen liegt 55 km ausserhalb von Bogotá.
Wir entschliessen uns, per Taxi nach Zipaquirá zu fahren. Die Reise mit dem Bus ist zu umständlich und die Museumsbahn fährt nur am Sonntag. Der Weg hin und zurück mit dem Taxi inklusive zwei Stunden Wartezeit kostet nicht mehr als eine Fahrt mit dem Minicab von Basel nach Pfeffingen.
In der Salzmine von Zipaquirá wird schon seit dem 17. Jh. Salz abgebaut. In den 1950er Jahren wurde eine erste unterirdische Kirche für die Minenarbeiter gebaut. Nach dem diese erste Kirche baufällig geworden war, wurde 1991 mit dem Bau der zweiten Kathedrale begonnen. Seit der Stilllegung dieses Teils der Minie ist die "Catedral de Sal" eine reine Turistenattraktion. In der Mine hat es einen fast 400 m langen Kreuzweg. In einer Tiefe von 180 m unter der Erde wurde eine kleine Seitenkappelle gebaut, die der Jungfrau von Guasá gewidmet ist, in Kolumbien die Schutzpatronin der Mineros. Die Hauptkathedrale ist dreischiffig, 120 m lang und hat im Mittelschiff vier riesige in Salz gehauene Säulen, welche die Evangelisten symbolisieren.
Unnötigerweise gibt es auch hier, viele Meter unter dem Boden die unvermeidlichen Fastfoodstände und Souvenirshops mit allen möglichen Salzfiguren: Madonnenstatuen in allen Grössen, Krippenfiguren, ganze Abendmahlszenen und auch Indianische Statuen. Für uns ein Grund, nach der mystischen, fast surrealistischen Stimmung in der Kathedrale, fluchtartig den Ausgang zu suchen.






































Montag, 25. September 2023
Wir sind erst seit eineinhalb Tagen in Bogotá und haben schon so viel gesehen. Die kolumbianische Hauptstadt ist eine Stadt der extremen Unterschiede. Das mondän wirkende Zentrum, die Zona T, welche wir gestern Abend besucht hatten mit gediegenen Einkaufszentren und schiesslich Candelaria, das historische Zentrum mit unzähligen farbigen Häusern im Kolonialstil.
Nach dem Frühstück marschieren wir los durch das moderne Stadtzentrum mit seinen vielen Läden und farbigen Markthallen. Während Fränzi am Schoppen ist, unterhalte ich mich mit einem Strassenhändler. Er hat eine altertümlich anmutende, benzinbetriebene Maschine mit Holzzahnrädern, mit welcher er Zuckerrohr auspresst. Der Mann erklärt mir, dass der Zuckerrohrsaft das Immunsystem stärke, den Darm reinige, dem Krebs vorbeuge, die Funktion der Leber anrege usw. - und so kaufe ich ihm einen Becher seines Produktes ab und werde wohl in Zukunft keinen Arzt mehr brauchen.
Eigentlich hatten wir ja heute vor, das Botero - Museum zu besuchen. Als wir aber auf die Plaza Bolivar kommen, ist alles abgesperrt, die Flagge auf dem Museum auf halbmast und vor der Kathedrale macht sich eine Ehrengarde bereit. Ein Polizist erklärt uns, dass heute die offizielle Trauerfeier für Fernando Botero sei, der am 15. September mit 91 Jahren verstorben ist. So warten wir, bis die Andacht in der Kathedrale fertig ist. Weitere Kompanien der Armee, sowie Militärkapelle, alle in Galauniform, marschieren ein. Und dann ein echter Hühnerhautmoment: Die Türe der Kirche öffnet sich, die Kapelle stimmt "Tenia un Camarada" (Ich hatt' einen Kameraden) an und der Sarg wird herausgetragen. => Video von Fränzi
In der Zeitung lesen wir, dass am Nachmittag eine weitere Feier im Museum stattfinden wird. Anschliessend wird der Sarg nach Medellin, dem Geburtsort Boteros geflogen, wo er nochmals für eine Feier aufgebahrt wird. Danach werden die sterblichen Überreste Boteros eingeäschert und die Asche nach Pietrassanta (Italien) gebracht, dem letzten Wohnort des Künstlers, wo er dann hoffentlich endgültig seine Ruhe finden wird.
Sonntag, 24. September 2023
Am frühen Nachmittag kommen wir in Bogotá, der kolumbianischen Hauptstadt an. Bogotá liegt auf 2600 m - für uns ein kleiner Klimaschock. Nach dem tropischen Leticia herrschen hier wieder fast schweizerische Temperaturen.
Bogotá ist mit über 1500 km2 fast dreimal so gross wie der Kanton Baselland und es leben hier mit 9 Mio Einwohnern gleichviel Menschen wie in der Schweiz.
Am heutigen Sonntag muss unser Taxifahrer vom Flughafen ins Stadtzentrum einen riesigen Umweg fahren. Der Fahrer erklärt uns, dass hier jeden Sonntag viele Strassen gesperrt sind für die Velofahrer. Mit andern Worten: Jede Woche ein Slow- Up - und niemand regt sich auf. In Basel findet ein solches Ereignis einmal im Jahr statt und jedesmal sind die Leserbriefspalten voll von gehässigen Kommentaren von Automobilisten, die sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen ... und noch ein Detail: In Bogotá gibt es keine Ampelmännchen, sondern Ampelfrauen.











